Der Equal Pay Day liefert uns auch dieses Jahr keinen Grund zum Feiern. Dass Frauen weniger verdienen als Männer ist leider immer noch Teil der Wirklichkeit: Die Lohnschere (Gender Pay Gap) liegt in Südtirol nach wie vor bei -17 % - ein „zu Wenig“, das zu viel ist.

Lohnschere, Lohnlücke, Lohngefälle – wie man es auch drehen und wenden mag: Die Schieflage in der geschlechterspezifischen Entlohnung ist wohl nur die Spitze des Eisberges, der ein Missverhältnis zwischen „zu wenig“ und „zu viel“ zu Grunde liegt.

Frauen sind in Berufen mit überwiegend geringen Verdienst-, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten wie dem Pflegebereich, dem Betreuungs- und Bildungsbereich im Verhältnis zu Männern überproportional vertreten. In Führungspositionen hingegen sind sie nach wie vor unterrepräsentiert und erreichen damit nicht die entsprechenden Gehälter.
Frauen nehmen häufiger Auszeiten als Männer oder reduzieren ihre Arbeitszeit für die Kinderbetreuung oder die Pflege von alten oder chronisch kranken Angehörigen. Dieses Engagement treibt Frauen dazu, häufiger in Teilzeit zu arbeiten, was ein „Weniger“ an bezahlten Arbeitsstunden bedeutet.
Ganz allgemein wenden Frauen mehr Zeit für Haus- und Carearbeit auf. Zeit, die unbezahlt ist und weniger für eine bezahlte Erwerbstätigkeit aufgewendet werden kann.
Frauentypische Berufe sind außerdem aufgrund von Geschlechtsstereotypen weiterhin unterbewertet. Eine Aufwertung dieser Berufe heißt nicht nur, die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Wertes von frauendominierten Berufen zu erhöhen, sondern diese auch endlich ihren Anforderungen gemäß besser zu bezahlen. Das sind nur einige der Gründe, die Frauen bei der Karriere ausbremsen und sie deutlich ärmer machen – nicht nur in Form niedrigerer Entlohnung, sondern auch erschwerter Vermögensbildung und geringerer Pensionsansprüche.
Stadträtin Ursula Steinkasserer Goldwurm pocht darauf: „Es ist höchste Zeit für Equal Pay!“
Sie richtet sich dafür ganz konkret mit einem Aufruf an Frauen, Männer und ArbeitgeberInnen:
„Erwerbstätigkeit und finanzielle Absicherung der Familie ist auch Frauensache. Familiäre Pflege-, Erziehungs- und Sorgearbeit ist auch Männersache. Umsetzbare Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist Sache der Arbeitgebenden und bezieht auch ein Umdenken von Arbeitsmodellen mit ein!“

Übrigens: Literatur zum Thema „Equal Pay“ und „Equal Care“ findet man ab 18.04.2024 im Medienkarussell auf der Homepage der Stadtbibliothek Bruneck oder direkt am „reichhaltigen“ Büchertisch, der im dortigen Eingangsbereich zum „Verzehr“ bereitgestellt ist.

Gleichstellungsaktionsplan Südtirol (provinz.bz.it)